Tschernobyl
Willkommen in Tschernobyl.
Ein Ort, der nicht nur eine sehr traurige Geschichte hat, sondern auch ein sehr prägendes Ereignis in der Geschichte der Ukraine darstellt.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim Stöbern und Entdecken.
Jeder von Euch hat sicherlich schon einmal von der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl gehört, welche sich am 26. April 1986 im Reaktor Block 4 des Kernkraftwerks ereignet hat. Auf der siebenstufigen, internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse, wurde diese Katastrophe als erstes Ereignis der Kategorie 7 zugeordnet. Ein dramatisches Ereignis, was viele Menschenleben gefordert und viele Langzeitfolgen nach sich gezogen hat.
Als wird unsere Reise nach Kiew geplant haben, war relativ schnell klar, dass wir auch Tschernobyl besuchen möchten. Dies wollten wir, weil Tschernobyl einen großen geschichtlichen Hintergrund hat, auch wenn dieser nicht schön ist. Als wir vor Ort waren, waren wohl sehr viele der Besucher nur aufgrund der Fernsehserie Chernobyl dort, wir hatten diese aber zu diesem Zeitpunkt nicht gesehen.
Gestartet sind wir am frühen Morgen in der Nähe des Hauptbahnhofs von Kiew mit CHERNOBYLWEL.COME. Hier wurden wir verschiedenen Bussen zugeteilt, wir waren eine bunt gemischte Gruppe und die Tour war komplett auf Englisch. So ging es auch zeitig los, denn Ziel war es sehr früh am ersten Kontrollpunkt zu sein, weil oftmals durch den hohen Andrang mit langen Wartezeiten zu rechnen war. Wir hatten allerdings Glück und wurden recht schnell durch die Kontrolle geleitet. Wir mussten im Bus warten, unsere Pässe abgeben, diese wurden dann vor Ort von den Beamten kontrolliert. Zusätzlich haben wir direkt nach der Grenzkontrolle ein Dosimeter bekommen, welche die Strahlenbelastung gemessen hat.
Unsere Reiseführerin an diesem Tag, eine sehr nette junge Dame, erzählte uns immer wieder einiges über Tschernobyl. So auch zum Beispiel, dass ihre Eltern zur Zeit des Unfalls selbst vor Ort gelebt haben. Immer weiter dringen wir ins Innere der Landschaft vor und passieren immer wieder neue Kontrollpunkte. Rund um das Kraftwerk wurden Zonen eingerichtet und so dringen wir von außerhalb, immer tiefer in die Bereiche vor.
Gestartet sind wir am Rand von Tschernobyl am Trompetenden Engel, eine Gedächtnisstätte auf dem Friedhof der Liquidatoren. Schon bereits hier haben wir erlebt, was uns den ganzen Tag vor Ort immer wieder begleiten würde: gespenstische Stille. Es war teilweise fast surreal, denn auch während des gesamten Tages sind wir lediglich einer anderen Reisegruppe begegnet.
Als nächstes wurde das Denkmal für Diejenigen, die die Welt gerettet haben besucht. Dieses Denkmal wurde zu Ehren der Liquidatoren errichtet. Dies waren die Beschäftigten, welche an der Eindämmung des Unglücks beteiligt waren, um die Strahlung zu «liquidieren».
Weiter ging es für uns zur Empfangsantenne des Duga-1-Radarsystems. Eine wahnsinnig große Anlage, die partiell heute einsturzgefährdet ist. Von diesen Antennen wurde das sogenannte Woodpecker Signal gesendet, eine Bezeichnung für ein sowjetisches Kurzwellensignal, welches 1976 und 1989 weltweit auf Radiofrequenzen zu hören war. Noch heute wird es angeblich von Zeit zu Zeit empfangen.
Bereits auf dem Weg dorthin passieren wir die ersten leeren Gebäude und Wachposten. Unglaublich, wie alles zurück gelassen wurde. Es ist wahnsinnig faszinierend und es gibt einiges zu sehen. Während unserer Zeit vor Ort legen wir immer wieder kleine Fußmärsche zurück, aber alles in einem vertretbaren Rahmen. Auch hier treffen wir auf Ruhe und Einsamkeit, erschreckend.
Zurück am Bus ging es in Richtung des eigentlichen Unglücksortes, dem Atomreaktor. In Blickweite, jedoch noch nicht direkt vor Ort, legten wir den ersten Halt ein und unser Geigerzähler sprang hier bereits an. Wir wir aber über den Tag lernen, war der Wert noch vergleichsweise «gering». Neben dem eigentlichen Hauptreaktor Block 4, welcher explodiert ist, konnten wir hier auch die unvollendeten Reaktoren 5 und 6 sehen.
Im übrigen wurde bei unserem Besuch vorgeschrieben, dass die Arme und Beine komplett mit Kleidung bedeckt sein mussten. So wurde es bei 32° Außentemperatur auch recht schnell warm. Natürlich haben die Regeln alle ihre Richtigkeit, wir konnten froh sein, überhaupt die Möglichkeit bekommen zu haben, die Örtlichkeiten des Unglücks besichtigen zu dürfen.
Angekommen am Atomreaktor Block 4, treffen wir das erste Mal auf mehr Menschen. Der Kern ist heute durch einen Metallmantel umhüllt, wodurch ein Besuch möglich gemacht wird, da die Strahlung so auf einen Bruchteil eingedämmt wird.
Hier besuchten wir auch die Kantine der vor Ort ansässigen Arbeiter und bekamen einfache, aber schmackhafte osteuropäische Küche serviert – Felix hat es gefreut, Jessica hat an diesem Tag eher was für die schlanke Linie getan. So gab es beispielsweise rote Beete Suppe, also eher speziellere Gerichte. Auch hier war einiges los. Bevor wir die Kantine überhaupt beteten durften, mussten wir eine Strahlenkontrolle passieren.
Auch durften wir während unserer Zeit im Freien nicht Essen oder Trinken. Durch die Bewegung vor Ort bestand die Gefahr, dass radioaktive Teilchen aufgewirbelt sowie herabfallen können und über die Schleimhäute aufgenommen würden. So sollten wir uns auch nirgends hinsetzen, damit die Teilchen nicht an der Kleidung haften bleiben würden. Ihr könnt uns glauben, so sehr wie nach diesem Ausflug haben wir noch nie unsere Kleidung gereinigt.
Nach unserem Mittagessen ging es nach Prypjat. Heute handelt es sich hierbei um eine Geisterstadt, die im Zusammenhang mit dem Bau des Kernkraftwerks Tschernobyl gegründet und nach dem Unglück geräumt wurde.
Bereits an der Stadtgrenze, an dem unten dargestellten Birkenwald, stieg die Strahlenbelastung extrem an – wenn man das Dosimeter hinter die Absperrung gehalten hat. Vor allem Holz, erzählt uns unsere Reiseführerin, nahm die Strahlung besonders «gut» auf und baut diese auch extrem langsam ab. So sinkt die Strahlenbelastung auch pro Jahr um nur circa einen Zentimeter tiefer ins Erdreich ab.
Um Euch aber zu beruhigen, an den Bereichen wo die Strahlung besonders hoch war, waren immer Warnschilder aufgestellt und wir durften diese Bereiche natürlich auch nicht betreten. Wir wurden zu keinem Zeitpunkt einer besonders hohen Strahlung ausgesetzt und wir haben uns auch zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt.
Aufgrund des schleppenden Informations- und Notfallmanagements wurde Prypjat leider erst 36 Stunden nach dem Reaktorunfall evakuiert, was besonders traurig ist. Dadurch wurden viele Anwohner einer hohen Strahlung ausgesetzt und litten an Spätfolgen. Auf unserem Weg, immer tiefer in die Stadt, passieren wir auch die «Brücke des Todes«. Auf dieser Brücke beobachteten viele das Ereignis, wodurch sie direkt massiver Strahlung ausgesetzt wurden und in der Folge verstorben sind.
Während unserer Zeit vor Ort besuchten wir auch einige verlassene Gebäude. Wir hatten leider nicht die Möglichkeit, die Gebäude von innen zu besichtigen, doch hat sich die ein oder andere Gelegenheit geboten, einen Blick nach drinnen zu erhaschen.
Die Stadt wurde damals in so einem rasanten Tempo errichtet, erzählt man uns, dass die Gebäude heute zu kollabieren drohen. Bereits einige der Gebäude sind teilweise eingestürzt, so auch eine Schule, die wir vor Ort besichtigten. Weiter standen auf der Liste der zu besuchenden Gebäude ein altes Café oder auch das Krankenhaus. Besonders im Krankenhaus sind die Strahlenwerte nach wie vor sehr hoch. Die Ersthelfer wurden hier vor Ort, direkt nach der Katastrophe behandelt, sodass auch die radioaktiv belastete Kleidung vor Ort geblieben ist, diese befindet sich wohl im Keller der Einrichtung.
Unsere Reiseleitung erzählte uns, dass es wohl immer wieder verrückte Menschen gibt, welche die Gebäude unerlaubt betreten und in diesem Fall die Kleidung der Helfer in die oberen Etagen gebracht haben. Es ging wohl sogar so weit, dass Menschen vor Ort auf der Kleidung geschlafen haben, total verrückt. Dadurch steigt auch die Strahlenbelastung der Dosimeter extrem an, wenn diese in das Gebäude gehalten werden. Wie Ihr auf einem der unteren Fotos seht, hat bereits in fensternähe das Gerät extrem ausgeschlagen.
Andere verlassene Gebäude, an welchen wir auf unserem Weg durch die Stadt vorbeikommen, waren das frühere Kino, die ehemalige Verwaltung oder ein verlassener Supermarkt.
Auch hier, totale Einsamkeit. Wenn man einmal ein lauteres Geräusch hört, erschreckt man sofort, so war es in unserem Fall eine Metallleiter die vom Wind bewegt wurde. Die Stadt wird immer mehr von der Natur zurückerobert, so wachsen überall Pflanzen und Bäume durch die Betonplatten. Fast schon ein schöner Anblick, wäre hier nicht eine der größten Katastrophen der Menschheit passiert.
Unser letzter Halt auf der Reise durch die Vergangenheit sollte der Rummelplatz sein, mit Riesenrad und Autoscooter, welcher aber aufgrund der Reaktorkatastrophe nie eröffnet wurde. Jeder von Euch kennt sicherlich das Bild des Riesenrades, wohl eines der bekanntesten Bilder aus Prypjat im Zusammenhang mit der Katastrophe.
Zurück geht es für uns durch etliche Kontrollpunkte mit dem kleinen Bus nach Kiew. Immer wieder müssen wir an den einzelnen Grenzposten durch die Strahlenkontrolle. Zum Glück sind unsere Werte in Ordnung und wir können Tschernobyl wieder verlassen. Wir erfahren, dass es sogar wieder die ersten Menschen gibt, die rund um Tschernobyl leben. Viele der Menschen von damals mussten alles aufgeben, auch ihre Heimat verlassen, nutzen aber die sich auftuenden Möglichkeiten, um wieder Fuß zu fassen.
Der Tagesausflug nach Tschernobyl war faszinierend und belastend zugleich. Es ist sehr traurig, was sich damals vor Ort abgespielt hat und wir wollen hoffen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passieren wird. Es ist aber ein Teil der Geschichte, auch mit diesen Ereignissen sollte man sich einmal befasst haben. Wir möchten Euch einen Ausflug, wenn Ihr Euch damit wohl fühlt, nahelegen. Haltet Euch aber an die Regeln und verhaltet Euch angemessen. Immer wieder erleben wir leider, dass sich Personen vor Ort daneben benehmen, leider auch in der eigenen Reisegruppe. Wir sollten den nötigen Respekt zeigen, das sollten wir ohnehin immer tun! Besonders an einem so tragischen Ort, welcher vielen Menschen das Leben gekostet hat.
Wir möchten abschließend noch einmal betonen, dass wir uns zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt haben. Sicherlich ist der Ausflug nicht für jeden etwas, haben wir doch ganz unterschiedliche Reaktionen in unserem Umfeld erfahren, als wir erzählt haben, dass wir auch Tschernobyl besuchen möchten. Für uns ist es ein Teil der Geschichte, auch wenn diese nicht immer schön ist.
Das Wichtigste in Kürze
Habt Ihr jetzt Lust bekommen, Tschernobyl selbst zu besuchen? Dann findet Ihr hier die wichtigsten Punkte noch einmal zusammengefasst.
Was haben wir uns angesehen?
Wie viel Zeit haben wir benötigt?
Wir waren für einen Tag vor Ort.
Mit welchem Anbieter haben wir unseren Ausflug gebucht?
Wir haben unseren Ausflug bei CHERNOBYLWEL.COME gebucht und uns hier für den Ausflug «DAY TRIP TO CHERNOBYL» entschieden. Die Kommunikation zum Anbieter war jederzeit gut, schnell und informativ. Wir haben den Ausflug nach der Planung noch einmal um einen Tag verschoben, was keinerlei Problem war und unkompliziert angepasst wurde. Auch gab es vorab eine Packliste, an was zu denken ist. Informiert Euch ausreichend, worauf Ihr alles achten müsst, beispielsweise lange Kleidung. Wir können den Anbieter wirklich weiterempfehlen!